Kooperation mit Köln

Erfahrungsaustausch mit dem Städtepartnerschaftsverein Köln – Wolgograd www.wolgograd.de

Am sonnigen am 05. Juni 2023 waren Vertreter des Städtepartnerschaftsvereins Köln-Wolgograd bei uns in Essen zum Erfahrungsaustausch zu Gast. Eine solche Zusammenarbeit der Städtepartnerschaftsvereine auf regionaler Ebene wurde vom BDWO schon oft empfohlen.

Unser Fazit fällt positiv-anregend aus.

Das Hauptaugenmerk des Städtepartnerschaftsvereins galt bisher der Sorge um die Zwangsarbeiter aus Wolgograd, die seit vielen Jahren finanziell unterstützt werden. Unter den gegenwärtigen Bedingungen lässt die Spendenbereitschaft in Köln nach. Die Zwangsarbeiter und unter den Umständen geborene Kinder, denen der Verein Hilfe im Alltag ermöglichte; eine Ausweitung der Vereinstätigkeit wird überlegt. Inzwischen entwickelt sich in Russland das Sozialsystem, wie wir das durch unsere Kontakte zu den Sozialwissenschaften an der Lobatschewski-Universität seit einigen Jahren feststellen können und die Versorgung älterer Menschen berücksichtigt. In der Praxis gibt es viel zu tun.

Der Verein möchte perspektivisch mehr aktuelle bzw. kulturelle Angebote unterbreiten.

Die Kölner berichteten über ihre Erfahrung hinsichtlich der öffentlichen Veranstaltung mit der langjährigen Moskau-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz. Trotz medialer Widerstände und Forderungen, die Veranstaltung abzusagen, kamen 450 Besucher und kein Platz blieb leer. Das Interesse war also groß, der Druck auf ein mit guten Absichten organisiertes Angebot ebenso. Deutlich wurden an diesem Beispiel die besonderen Herausforderungen, denen sich viele deutsch-russische Vereine stellen, ist es doch unser Auftrag, in diesen schwierigen Zeiten die Kontakte auf der Ebene der Zivilgesellschaft aufrecht zu erhalten.

Sehr anregend und informativ sei in kultureller Hinsicht eine Veranstaltung mit der bekannten Übersetzerin Rosemarie Tietze aus München gewesen, in der diese über ihre aktuelle Übersetzungsarbeit berichtete. Frau Tietze stellt aktuell in ihren Vorträgen die Frage „Russische Literatur unter Bann?“ zur Diskussion. Der Kölner Verein lädt Frau Tietze im November in die Rheinmetropole ein; sie liest aus ihren beiden letzten Veröffentlichungen „Puschkin in Quarantäne“ und „Die großen Brände“. In München gab es bei einer ähnlichen Veranstaltung einen regen Austausch und eine positive Bilanz. Auch unser Verein konnte auf ein ähnlich wertvolles Ergebnis verweisen: Wir berichteten über unser fünf Jahre begleitetes Tschirikow-Projekt mit der Übersetzung durch Christine Hengevoß, der folgenden Herausgabe des Buches „Das Tier aus dem Abgrund“ im Elsinor-Verlag sowie die abschließende Lesung bei uns in Essen. Insofern würde eine Einladung der Übersetzerin Rosemarie Tietze, zeitlich an den Besuch in Köln angepasst, gut in das Programm unserer Gesellschaft passen.

In einem lebhaften Erfahrungsaustausch konnten einige Teilnehmer unserer Gesprächsrunde an die Bekanntheit der „Sprachkünstlerin“[1], wie Rosemarie Tietze in der ARD beschrieben wird, besonders durch die Neuübersetzung des Romans „Anna Karenina“ 2009 anknüpfen. Hervorzuheben sind in dieser Arbeit die Anmerkungen und das Nachwort aus der Perspektive des Übersetzens. Auch wurde über die Übersetzung des Dostojewskij-Romans „Der Großinquisitor“ 2006 durch Rosemarie Tietze diskutiert. Sie konstatiert in ihrem Nachwort, dass jede Generation dieses Werk der Weltliteratur neu übersetzen müsse, da jede Übersetzung auch eine Interpretation sei. Hier wir es wieder für unsere künftigen Dolmetscher und Übersetzer an der Linguistischen Universität in Nischni Nowgorod interessant, die wir im Herbst natürlich wieder per Zoom einladen würden…

Da wir gerade beim Thema „Sprache“ sind:  Wie unter unseren Mitgliedern, besteht auch in Köln Bedarf am Erlernen der russischen, bei den Partnern in Wolgograd beim Erlernen der deutschen Sprache. Dazu wurde eine Online-Austauschplattform geschaffen, die viel Zustimmung erfährt. Wir wollen weiterhin in Nischni Nowgorod die deutsche Sprache fördern und deshalb den Erfahrungsaustausch in dieser Angelegenheit fortführen. Wer Interesse an einem Sprachtandem hat, bitte Bescheid geben.

Zum Schluss ein Aufruf an unsere Mitglieder: Bitte teilen Sie uns mit, welche Themen für Sie interessant sind, und ob Sie bei entsprechenden Vorhaben persönlich per Mail informiert werden möchten. Wir laden dann gern – zusätzlich zu unseren Monatstreffen – ein.
Übrigens, die Beschäftigung mit den Schischkin- und Schaljapin-Übersetzungen, wozu sich Mitglieder einige Male getroffen hatten, sind gute Beispiele, wo wir uns zu ganz konkreten Themen zusammenfinden, den Horizont erweitern, uns austauschen und die Freude über den Erfolg teilen.

Vielleicht wird eine Begegnung mit unserem im August erwarteten Gast, Slava Voronkow, ehemals Vorstandsmitglied des uns freundschaftlich verbundenen Studentenvereins Polis in St. Petersburg, interessant oder Sie haben eigene Ideen…  Geben Sie Bescheid!

Mit den besten Wünschen für einen guten, friedlichen Sommer verbleibt bis zum 10. August
Ihr Vorstand

[1] https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/druckfrisch/sendung/rosemarie-tietze-uebersetzerin-anna-karenina100.html