Institut für Dolmetschen und Übersetzen der Nischegoroder linguistischen Dobroljubov-Universität wird 60!

Das Institut für Dolmetschen und Übersetzen der Nischegoroder linguistischen Dobroljubov-Universität wird 60 Jahre jung!

Seit sechs Jahrzehnten werden an der Linguistischen Dobroljubov-Universität (LUNN) Dolmetscher und Übersetzer ausgebildet, die inzwischen landes- und weltweit erfolgreich ihren Beruf ausüben.

Seit drei Jahrzehnten werden zwischen dem Institut für Dolmetschen und Übersetzen enge Bande mit Essen geknüpft.
1990 beschlossen eine Handvoll Essener Einwohner, eine russische Partnerstadt zu suchen, um des Friedens willen. Sie träumten vom sonnigen Odessa und entschieden sich für Nischni Nowgorod, wegen der Gemeinsamkeiten – der Lage am Fluss, der Schwerindustrie, den Universitäten…

Der Eiserne Vorhang hob sich, die Stadt Gorki öffnete ihre Türen für die Gäste aus Essen. Die russische Gastfreundschaft ist legendär. Man verstand sich vom ersten Augenblick an – auch ohne Worte. Aber, schon bald wollten wir gemeinsam seriöse Pläne schmieden, diskutieren, Aktivitäten durchführen. Das ist ohne Worte, die beide Seiten verstehen, unmöglich. Die Dolmetscherfakultät war damals 30 Jahre jung, genoss einen ausgezeichneten Ruf und stellte dies umgehend unter Beweis.

1991 übersetzten Dozenten der Dolmetscher-Fakultät den Städtepartnerschaftsvertrag zwischen Nischni Nowgorod und Essen und begleiteten die Oberbürgermeisterin Annette Jäger bei der festlichen Unterzeichnung in der Partnerstadt. Sie ist seitdem Mitglied unserer Gesellschaft und erinnert sich heute noch an dieses Ereignis.
Die Fakultät war essentiell für unsere Beziehungen.
Rasch wurde ein Vertrag zwischen den Universitäten Duisburg-Essen und der LUNN geschlossen. Zu Beginn war es wichtig, Dozenten beider Universitäten für das gegenseitige Interesse zu gewinnen. Sie besuchten Vorlesungen und Seminare, recherchierten in den Bibliotheken in Nischni und Essen und vermittelten die neuen Erkenntnisse mit Begeisterung umgehend an ihre Studenten. Vielen bekannt ist die Slavistin, Dr. der Philologie und Ehrenprofessorin der LUNN, Wiebke Schmalz. Sie fand in Dr. Larissa A. Averkina einen zuverlässigen Partner, sodass regelmäßige Austauschprogramme aufgebaut worden sind:

Seit 1992 nahmen Studenten am Au-Pair-Programm in Essen teil, wohnten in deutschen Familien, betreuten die Kinder und besuchten die Universität. Sie lernten nicht nur Land und Leute kennen, sondern vermittelten als Repräsentanten ihres Landes und ihrer Universität den Familien und Mitgliedern der Gesellschaft interessante Einblicke in die russische Geschichte und Kultur.

Noch in den 90-er Jahren wurden Studienreisen für die leistungsstärksten Studenten nach Essen im Rhythmus von zwei Jahren organisiert. Die Gruppen reisten bestens vorbereitet mit einem Kulturprogramm im Gepäck an, wir organisierten für sie ein wissenschaftlich-kulturelles Programm ebenso einen Empfang im Rathaus, in den letzten Jahren bei Oberbürgermeister Thomas Kufen. Ihn beeindruckten die Gäste aus NN so sehr, dass Studenten bei offiziellen Anlässen für ihn dolmetschten.

In unserer Gesellschaft gibt es ca. 150 Mitglieder, mit unterschiedlichen Berufen und Hobbies. Ihnen verdanken wir weitere Projekte unserer kontinuierlichen Zusammenarbeit, wie das Pressepraktikum für Dozenten und Studenten bei der größten Regionalzeitung Deutschlands Neue Ruhr /Neue Rhein Zeitung, NRZ und der Medien-Akademie Ruhr.

Ein außergewöhnlicher Austausch entwickelte sich zwischen der Fakultät der Dolmetscher und Übersetzer mit dem Rheinisch-Westfälischen Berufskolleg, Essen für hörgeschädigte Jugendliche. Man besuchte sich gegenseitig in Essen und Nischni, lebte eine kurze Zeit miteinander und lernte viel voneinander.

Schon wird deutlich, dass das reine Forschungsinteresse zu einer wissenschaftlich-praktischen Übung führte.

Außerdem – besondere Ereignisse bewirkten besondere Projekte, zum Beispiel: Die Studenten übersetzten für Ausstellungen der Essener Künstlerin Dagmar Schenk-Güllich, des Bauhaus-Fotografen Wolfgang Kleber, sie begleiteten den Essener Bach-Chor bei Proben, den Essener Pianisten und Folkwang-Professor Thomas Günther beim Aufenthalt am Glinka-Konservatorium, sie begleiteten die Besuchsprogramme unserer Mitglieder in Nischni und betreuten immer wieder einzelne Gäste aus Deutschland.

Im Gegenzug luden wir zusätzlich bei konkreten Anlässen nach Essen ein.

In Vorbereitung auf die Fußball-WM lud der legendäre Fußballklub im Ruhrpott Schalke 04 einen Studenten zu einem vierwöchigen Praktikum ein, Bürgermeister Rolf Fliß vermittelte Praktika bei der Messe Essen und beim größten Immobilienanbieter Allbau.

Somit bieten sich den Studenten des Instituts sowohl in Nischni als auch in Essen praxisnahe Einsätze mit ganz unterschiedlichen Anforderungen an fachsprachliche Kenntnisse aus Malerei, Architektur, Musik, Kunst und Kultur, Sport, Wirtschaft und Verwaltung.

Dieses dicht geknüpfte Netzwerk unserer Zusammenarbeit hielt auch den schwierigen Bedingungen der Pandemie stand. Wir schrieben das russisch-deutsche Lehrwerk „Corona – ein Virus verändert die Welt“ mit Aspekten aus Medizin, Wirtschaft, Medien und Kultur. Zwei Studentinnen im Masterstudium übersetzten Texte zur Gesundheitsförderung deutscher Fachleute für ein deutsch-russisches Lehrbuch an einer medizinischen St. Petersburger Universität. Über Zoom konnten Lehrveranstaltungen in Essen und Nischni gemeinsam durchgeführt werden.

Das Jahr 2021 war ein besonderes: Nischni Nowgorod, unsere Partnerstadt, feierte das 800-jährige Jubiläum. Der Essener Oberbürgermeister, Künstler und Mitglieder bereiteten ihr Kommen vor. Bis auf drei Vertreter unserer Gesellschaft, mussten alle aufgrund der Pandemieregelungen in Deutschland bleiben. Doch unsere Dolmetscher und Übersetzter spendeten Trost. Sie schickten zwei Präsentationen nach Essen, eine zur Geschichte Nischnis und eine mit Interviews von Gästen, die an den Feierlichkeiten teilnahmen. Beides war mit Text und Bild so lebendig gestaltet, dass die Freude den Verlust schnell vergessen ließ.

Das sind nur einige Höhepunkte unserer Zusammenarbeit. Sie ist inzwischen vorbildgebend für Initiativen in Deutschland und wurde durch die Außenminister unserer Länder Heiko Maas und Sergej Lawrow 2018 in Berlin ausgezeichnet.
OB Thomas Kufen überreichte anlässlich seines Besuches in NN zum 25-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft Dr. Larissa A. Averkina für ihren besonderen Beitrag zur Verständigung  im Rahmen der Städtepartnerschaft eine Ehrenurkunde.

Diese Würdigungen waren möglich, weil die Fakultät Garant einer Ausbildungsqualität auf höchstem Niveau ist. Nicht von ungefähr wurde anlässlich des Jubiläums ein Vertrag über die Kooperation zwischen den drei starken Dolmetscherfakultäten in Minsk, Moskau und Nischni Nowgorod unterzeichnet, um Synergien bei der Qualitätssicherung, bei der Verknüpfung konventioneller und digitaler Fragestellungen zukunftssicher zu nutzen und die Absolventen international konkurrenzfähig aufzustellen. Damit dieses große Ziel gelingt, ziehen engagierte Dozenten und Studenten an einem Strang.

 

 

Der Fakultät eilt der beste Ruf voraus. Worin ist er begründet? Studierende und Absolventen verfügen über solide Sprachkenntnisse, eine Aussprache, die Erstaunen hervorruft. Sie verfügen über umfangreiche Kenntnisse der deutschen Geschichte und Kultur und wissen diese interessant in einen deutsch-russisch vergleichenden Kontext zu stellen.

 

 

Die Rektorin, Prof. Zhanna Viktorovna Nikonova, ist der deutschen Sprache mächtig, zugewandt und überzeugt, dass es gerade in schwierigen Zeiten wichtig ist, zusammenzuhalten. Wir verstehen uns als „Zwei Völker, die einander brauchen“.

 

 

 

 

 

 

Die Mitglieder der DRG haben in Anerkennung der zuverlässigen, langjährigen Zusammenarbeit mit dem Institut für Dolmetschen und Übersetzen beschlossen, künftig den Beitrag für die Preise der phonetischen und Dolmetscher-Wettbewerbe zu verdoppeln. Die Wettbewerbe sind dem Andenken an Wibke Schmalz gewidmet, die Gewinner erhalten Bücher und Urkunden.

Wir gratulieren der Rektorin der Universität, Prof. Zhanna Viktorovna, und der Dekanin des Instituts für Dolmetschen und Übersetzen, Dr. Marina Vladimirovna, allen Dozenten und Studenten zum 60. Jahrestag seines Bestehens!
Wir wünschen Ihnen Erfolge für die Umsetzung der Ziele der Universität und des Institutes, uns allen Gesundheit, Freude beim friedlichen Entdecken der Welt und ihren Sprachen.