Ankündigung Gast-Dozenten aus Nischni Nowgorod

Liebe Mitglieder und Freunde der Gesellschaft für Deutsch-Russische Begegnung,

seit 2018 ermöglicht die ein Jahr zuvor getroffene „Vereinbarung mit der Staatlichen linguistischen Dobroljubow-Universität Nischni Nowgorod, der Medien-Akademie Ruhr gemeinnützige Aktiengesellschaft, der Stiftung Presse-Haus NRZ und der Gesellschaft für Deutsch-Russische Begegnung Essen e.V.“ Dozenten eine journalistische Fortbildung in Essen.

Auf dieser Grundlage werden mit Irina Parina und Nikolay Bazhaykin zwei Dozenten der Linguistischen Universität Nischni Nowgorod im August 2020 bei uns in Essen zu Gast sein, nachdem der erste Termin wegen Corona leider ausfallen musste.

Gerne können Sie beide während ihres Aufenthaltes auch persönlich kennen lernen, nehmen Sie dazu gerne Kontakt mit uns (info@deutsch-russische-begegnung.de) auf.

Wir freuen uns, Ihnen beide Gäste und ihre Motivation zur journalistischen Weiterbildung bei der NRZ vorstellen zu können, und besonders auf die Weiterführung dieses interessanten persönlichen Austausches!

 

Herzlich willkommen – Dr. Irina Parina!

Geboren im früheren Gorki, wurden die Weichen für das Interesse an fremden Sprachen mit der Einschulung 1991 ins Gymnasium Nr. 13 mit erweitertem Englischunterricht und einem Abitur mit Auszeichnung nach nur zehn Jahren gestellt.

An der Linguistischen Dobroljubow-Universität Nischni Nowgorod wählte Irina Parina die Dolmetscher- und Übersetzer-Fakultät, Fachrichtung Deutsch und Englisch. Während des Studiums entdeckte sie dank der wissenschaftlichen Beratung von Frau Dr. Larissa Awerkina das Interesse für Phraseologie und verfasste erste wissenschaftliche Schriften.

2004 stand die erste Reise als Stipendiatin nach Deutschland an die Universität Duisburg-Essen (UDE) vor der Tür. Im Januar 2006 erfolgte dank der Unterstützung der Gesellschaft für Deutsch-Russische Begegnung Essen e.V und Frau Prof. Dr. Wiebke Schmaltz ein Forschungsaufenthalt am Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim und an der Universität Duisburg-Essen. Die damals in den Bibliotheken kopierten Materialien finden bis heute in eigenen wissenschaftlichen Arbeiten und im Unterricht Anwendung; die damals gesammelten Erfahrungen dienten als starke Inspiration für die Fortsetzung der Forschung. Am IDS bekam Irina sogar einen eigenen Arbeitstisch, lernte die riesigen Datenbanken maschinenlesbarer Texte kennen. Das vom Institut für Deutsche Sprache verwaltete Korpus DeReKo hat sich inzwischen zur weltweit größten Sammlung maschinell bearbeiteter deutschsprachiger Texte entwickelt. Anfang 2020 entspricht sein Inhalt etwa 143,6 Millionen Buchseiten. Den größten Teil davon bilden Pressetexte.

2006 beendete Irina Parina die Dobroljubow-Universität mit Auszeichnung und bestand die Aufnahmeprüfungen für ein Promotionsstudium an der Fakultät für Fremdsprachen und Regionalforschung der Lomonosow-Universität in Moskau.

Mit der wissenschaftlichen Betreuung vom Prof. Dmitrij Dobrovol’skij führte sie Untersuchungen im Bereich deutscher Phraseologie, ihrer Semantik und  lexikographischen Darstellung durch. Ziel dieser Studien war, Einträge für ein „aktives“ deutsch-russisches Idiomatik-Wörterbuch zu erarbeiten, das heißt eine Beschreibung zu formulieren, aufgrund derer der Nutzer die betreffenden deutschen Idiome nicht nur verstehen, sondern auch aktiv gebrauchen kann. Als Informationsquelle und Material für die zu schaffenden Beiträge diente das Deutsche Referenzkorpus des Instituts für Deutsche Sprache. Im Februar 2010 wurde die Dissertation zum Thema: „Darstellung der Semantik von Phraseologismen in einem ideographischen Wörterbuch (am Beispiel deutscher Idiome des semantischen Feldes „Sprechen“)“ verteidigt und der Doktortitel für Germanistik verliehen.

Nach der Promotion setzte Irina Parina die phraseographische Arbeit an der Lomonossov-Universität fort und nahm am Projekt „Moderne deutsch-russische Idiomatik: Ein Korpus-Wörterbuch“ teil. Ziel des Projekts ist, ein deutsch-russisches Phraseologiewörterbuch mit etwa 2000 Einträgen aufgrund von Korpusdaten zu erstellen. Auszüge aus diesem Wörterbuch sind auf der Webseite des Instituts für Deutsche Sprache zugänglich (http://wvonline.ids-mannheim.de/idiome_russ/).

Im September 2012 folgte Dr. Parina der Einladung von Frau Dr. Larissa Awerkina, die Lehrtätigkeit am Lehrstuhl für Germanistik und Translationswissenschaft der Staatlichen Linguistischen Dobroljubow-Universität wieder aufzunehmen – und ist bis heute als Dozentin geblieben.

2012 würdigte der DAAD das wissenschaftliche Engagement mit dem Jacob- und Wilhelm-Grimm-Förderpreis, verbunden mit einem einmonatigen Forschungsaufenthalt am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim – wieder ein starker Anreiz für die Fortsetzung der Forschungsarbeit.

Von 2005 bis jetzt wurden  82 wissenschaftliche Schriften veröffentlicht,  Dr. Parina ist (Ko)Autorin von 7 Lehrwerken. Das starke Interesse an Korpora, insbesondere am Korpus DeReKo, besteht fort, um es in Russland zu popularisieren.

Das Korpus DeReKo besteht wie bereits erwähnt zum größten Teil aus Pressetexten. Dank der Unterstützung der Presseverlage wird das Korpus immer erweitert und enthält aktuelle Texte. (Zum Vergleich besteht das deutsch-russische Segment des größten russischen Korpus – http://ruscorpora.ru – meistens aus Werken klassischer deutscher Literatur). Zugleich wird dieser Umstand auch als Nachteil gedeutet, denn es wird gesagt, das DeReKo vertrete nicht das Deutsche im Allgemeinen, sondern nur die deutsche Pressesprache.

Deshalb sieht Irina Parina ein Ziel ihrer Fortbildung an der Medien Akademie Ruhr darin, die Ansätze deutscher Journalisten und die deutsche Pressesprache „von innen“ besser kennenzulernen, um ihr Plädoyer für das Korpus besser begründen zu können.

Auch im Unterricht werden oft Pressetexte bearbeitet. Für die Studierenden, die mit dem Übersetzen aus dem Deutschen ins Russische erst beginnen, dienen deutsche Pressetexte als Material – nicht so individuell wie die schöngeistige Literatur, nicht so terminologisiert wie die Fachtexte, aber lebensnah und aktuell. Irina Parina beschreibt ihre Erwartungen so: „Meine Kenntnisse über die deutsche Publizistik beruhen eher auf Intuition und der Lektüre theoretischer Werke zur deutschen Stilistik. Deshalb würden praktische Erfahrungen in diesem Bereich für meine berufliche Tätigkeit vorteilhaft und weiterbringend sein.“

Wir freuen uns auf eine so kompetente junge Frau und wünschen ihr viel Erfolg!

 

Herzlich willkommen – Dr. Nikolay Bazhaykin!

Nikolay Bazhaykin studierte von 1970 bis 1975 Germanistik und Übersetzen an der Linguistischen Dobrolubow-Universität in Nischni Nowgorod und promovierte 1986 in Sankt-Petersburg zum Dr. phil.

Mit Leib und Seele führte er mehr als 30 Jahre Studierende an der Fakultät für deutsche Sprache zum Erfolg.

Als Dekan dieser Fakultät – von 1992 bis 1998 – setzte er sich für die Herstellung bzw. Vertiefung der Partnerschaftsbeziehungen mit der Georg-August-Universität Göttingen und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sowie für die Förderung der akademischen Mobilität ein, u.a. im Rahmen von DAAD-Programmen und europäischen TEMPUS-Projekten.

1992 wurden unter seiner Mitwirkung die Gesellschaft Nischni Nowgorod – Essen und 1994 das deutsche Kulturzentrum in Nischni Nowgorod ins Leben gerufen. Der Eröffnung des Kulturzentrums war ein „Alternativer Stadtführer Nischni Nowgorod“ vorausgegangen, der von einem elf Personen starken Studententeam der Linguistischen Universität geschrieben und durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen herausgegeben worden war. Otto von der Gablentz, damaliger Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Russland, der bei der Eröffnung zugegen war, zeichnete die Studentinnen und Studenten für ihre Pionierleistung aus. So manche Co-Autorin von damals ist jetzt m.W. glückliche Nordrhein-Westfälin.

1996 wurde das Forschungsteam um  Dr. Bazhaykin Preisträger der Stadt Nischni Nowgorod für das Projekt „Deutsche und Russen in der Region Nischni Nowgorod: Geschichte und Gegenwart“. Das als Ergebnis der Projektarbeit entstandene gleichnamige Buch wurde 1995 im Waxmann Verlag veröffentlicht. Das russische Original unter dem Titel «Русские и немцы в Нижегородской губернии: история и современность» erschien in Nischni.

2014 konnte Dr. Bazhaykin dank aktiver Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen sowie aller Deutschinteressierten in Nischni Nowgorod und der Region einen Zweigverein der Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. (Wiesbaden) gründen. Bekanntlich hat sich die Gesellschaft die Pflege und Erforschung der deutschen Sprache zum Ziel gesetzt. Als Leiter des Zweigvereins vertritt Dr. Bazhaykin Deutschlernende und  -lehrende aus Nischni Nowgorod im Gesamtvorstand der Gesellschaft für deutsche Sprache.

Regelmäßig finden Sitzungen des Zweigvereins mit der Einladung namhafter Persönlichkeiten aus Deutschland statt. So konnten im Mai 2018 Heinrich Meyer, der Herausgeber der NRZ und Geschäftsführer der Stiftung Presse-Haus NRZ, und im September 2018 Barbara Lachhein, die Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsch-Russische Begegnung e. V. Essen, Ehrenprofessorin der Linguistischen Universität Nischni Nowgorod, als herausragende Referenten gewonnen werden. Ihre Vorträge zu aktuellen Themen fanden bei Zuhörerinnen und Zuhörern großen Anklang.

2016 wechselte Dr. Bazhaykin zum Lehrstuhl für Germanistik und Translationswissenschaft, einem der führenden Lehrstühle an der Linguistischen Universität. Dank des Engagements von Dr. Larissa Averkina, die den Lehrstuhl von 1993 bis 2015 erfolgreich führte, und Dr. Maxim Chikov, dem heutigen Lehrstuhlleiter, verwirklichte und verwirklicht der Lehrstuhl viele Projekte im Bereich Bildung, Forschung und internationaler Zusammenarbeit.

Forschungsschwerpunkte unseres Gastes sind die zweisprachige Lexikographie und Semantik/Pragmatik im politischen und Fußballdiskurs. Er ist Mitautor im mehrbändigen Projekt „Russisch-Deutsches Wörterbuch“ der Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz unter Leitung von Frau Prof. R. Belentschikow (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg).

Forschungsaufenthalte haben ihn als Gastwissenschaftler an die Georg-August-Universität Göttingen, die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und weitere Universitäten geführt.

Das, was Nikolay Bazhaykin noch gern tut, liest sich aus seiner Ferder wie folgt: „Ich schreibe bei passenden Anlässen für die Website der Linguistischen Universität. So berichte ich über Sitzungen unseres Zweigvereins der Gesellschaft für deutsche Sprache oder über studentische Wettbewerbe in Dolmetschen und Übersetzen, die an der Linguistischen Universität jährlich stattfinden. Daran nehmen Studierende aus Minsk, Moskau, Sankt-Petersburg und anderen Städten teil. Und unsere Freude ist riesengroß, dass gerade unsere Studentinnen und Studenten bei diesen Wettbewerben (fast) jedes Jahr das Rennen machen.

Da der Lehrstuhl für Germanistik und Translationswissenschaft vielfältige Beziehungen mit  Bildungspartnern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterhält, bietet sich immer wieder die Gelegenheit, für die Website Mitteilungen über das Teilstudium unserer Studierenden an deutschen, österreichischen und schweizerischen Universitäten zu verfassen.

Besonders begeistert und motiviert kehren unsere Studierenden nach dem Pressepraktikum bei der NRZ-Redaktion und Seminaren an der Medienakademie Ruhr zurück.“

So, wie die Medien sich fulminanten Veränderungen stellen, bringt Nikolay Bazhaykin in das stürmische Fahrwasser der Universitätsreformen Erfahrung, Qualität und Sicherheit; als Dozent für Fachübersetzen im Bachelor- und Masterstudium sowie Deutsch für zukünftige Journalisten im Bachelorstudium ist er ein Leuchtturm in der Brandung!

Seine Motivation, nach Essen zu kommen, „ist, dass ich einzigartige Erfahrungen sammeln und sie an meine Studentinnen und Studenten in meiner Multiplikatorenfunktion weitervermitteln darf. Mich bewegen in diesem Zusammenhang folgende Fragen:

Wie gelingt es den Journalisten der NRZ, angesichts eines harten Konkurrenzkampfes mit Online-Medien eine fast 75 Jahre lang dauernde Partnerschaft zwischen der NRZ und ihren Lesern aufrechtzuerhalten und somit ihr eigenes publizistisches Profil zu bewahren?

Wie gelingt es den Journalisten der NRZ, ihre Leser aktuell, authentisch, positiv und meinungsfreudig zu informieren?

Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit zur Teilnahme am bevorstehenden Programm und die damit verbundenen tollen Erfahrungen.“

Nikolay Bazhaykin ist verheiratet, Vater zweier erwachsener Söhne und stolz auf einen Enkel und zwei Enkelinnen.

 

Wir freuen uns auf einen erfahrenen, aufgeschlossenen Mann und wünschen ihm viel Erfolg!