Nachruf Valentina Wilkowa

Valentina Alexandrowna Wilkowa wurde am am 12. Dezember 1951 im Dorf Staroje Druschkowo im Gebiet Gorkij geboren. Sie absolvierte zunächst die Pädagogische Hochschule in Arzamas im Gebiet Nishnij Nowgorod und anschließend die Hochschule für Landwirtschaft mit der Qualifikation Agrarwissenschaftler für den Pflanzenschutz. Seit 1982 war sie die Direktorin der Sonderschule Nr. 39 in der Stadt Nishnij Nowgorod.

Frau Wilkowa leitete eine Einrichtung, die von 180 lernbehinderten Schülern besucht wird, 34 dieser Schüler wohnen im Internat. Zu diesen Schülern gehören 74 schwerbehinderte Kinder, davon 38 autistische Kinder, die in Gruppen von fünf bis sechs Schülern unterrichtet werden.

Zum ersten Mal hörten unsere Gesellschaft von dieser Schule und ihrer Direktorin im Februar 1992, als das Büro der Oberbürgermeisterin Frau Jäger an uns ein persönliches Schreiben von Valentina Wilkowa leitete, in dem sie um eine materielle Hilfe für die Waisenkinder im Internat und die Schüler bat. Wir nahmen uns diesen Hilferuf zu Herzen und sorgten mit Kleidungs- und Lebensmittelhilfspaketen für eine kleine Linderung der Not in der kargen Zeit Anfang der Neunziger. Bereits seit 1996 kommen in zwei dieser Gruppen unsere Freiwilligen zum Einsatz, die Schule Nr. 39 ist durch auch durch Frau Wilkowa zu einer festen Insitution im Austausch zwischen unseren Städten geworden.

In den Folgejahren besuchten wir immer wieder diese Einrichtung und besorgten mal Schreibwaren für ein neues Schuljahr, mal Schultafeln, mal Gummistiefel für den Garten, Geräte für die Werkstätten oder auch einem Industriefleischwolf.

Unsere Friedis sind in dieser Einrichtung nach wie vor herzlich willkommen. Sie finden beim Lehr- und Erziehungspersonal eine herzliche Unterstützung in ihrem Dienst, die Zuneigung der Kinder ist ihnen sicher und sie wissen, dass sie hier gebraucht werden.

Zu dieser Einrichtung gehört auch ein Gartengelände für den Anbau von Obst und Gemüse. Hier kamen die Landwirtschaftskenntnisse von Frau Wilkowa allen zugute: Die geernteten Früchte landen direkt frisch in der Kantine der Schule; einiges wird auch für den Winter eingemacht, eine willkommene Abwechslung im Essensplan der Kinder. Im Garten finden die Kinder eine praktische Betätigung und Erholung.

Darüber hinaus hatte Frau Wilkowa in ihrer Schule diverse Werkstätten aufgebaut. Die Schüler werden nicht nur auf ein selbständiges Leben vorbereitet, sie bekommen auch erste Fähigkeiten in Holzbearbeitung, Schlosserei, Schusterei und Schneiderei vermittelt.

In den letzten 10 Jahren wird in Russland den Behinderten mehr Aufmerksamkeit geschenkt, die Behindertenrechtskonvention wurde unterzeichnet und es wird merklich mehr für die Behinderten getan. Frau Wilkowa hielt mit der Zeit Schritt, besuchte Lehrgänge und absolvierte Weiterbildungsangebote im Zentrum für berufliche zusätzliche Qualifizierung in Sankt-Petersburg.

Frau Valentina Alexandrowna Wilkowa verstarb für uns überraschend im September 2016. Die Gesellschaft für Deutsch-Russische Begegnung verliert eine treue Weggefährtin und Freundin und trauert mit den Hinterbliebenen.