Bericht Journalistisches Praktikum in der NRZ

Die zwei Pressepraktikantinnen Anna Muraveva und Aleksandra Loginova haben ihre drei Wochen in Essen mit einem herzlichen Bericht beschrieben, der die vielen Seiten eines solchen Aufenthaltes und die vielen Begegnungen aufzeigt. Vielen Dank an alle genannten und nicht genannten Mitglieder und Freunde unserer Gesellschaft, die diese wichtige Erfahrung für junge Menschen aus Russland immer wieder und auch in diesem Jahr wieder möglich gemacht haben!

Bericht über das journalistische Praktikum in der NRZ im November 2018

18. Dezember 2018

Sehr geehrte Mitglieder der Gesellschaft für Deutsch-Russische Begegnung, nun sind wir schon einige Zeit wieder zu Hause, haben unsere Eindrücke und Erlebnisse überlegt und möchten Ihnen gerne berichten, wie es war.
Vom 5. bis zum 29. November 2018 haben wir ein journalistisches Praktikum in der Redaktion der Neuen Ruhr Zeitung gemacht. Zu diesem Zweck sind wir am Donnerstag, 1. November, in Essen angekommen. Da einen Tag vorher der Tag Allerheiligen gefeiert wurde, fingen wir mit der Arbeit in der Redaktion erst am Montag, 5. November, an.
Am ersten Wochenende in Deutschland hatten wir aber zum Glück eine Möglichkeit, uns ein bisschen einzuleben und besser die Stadt kennen zu lernen, und dabei hat uns Herr Küpper sehr geholfen, der uns eine wunderschöne und lehrreiche Führung gemacht hat. Wir besichtigten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und einfach interessante Orte Essens. Es war sehr nett von ihm.

Eigentlich, waren alle Mitglieder der Deutsch-Russischen Gesellschaft ziemlich gastfreundlich und herzig im Bezug auf uns. Sie waren nicht nur für uns immer da und standen für Fragen zur Verfügung, sondern auch haben eine schöne und heimische Atmosphäre für uns, zwei russische Mädchen in Deutschland, geschafft: luden uns immer zum Abendessen ein oder unternahmen mit uns einige Ausfluge, machten uns mit ihrem großen Heimatland bekannt. Dafür sind wir besonders Frau Lachhein, Frau und Herrn Küpper, Frau Leyhe, Frau Pfeiffer, Herrn Holl und Frau Nienaber und anderen sehr dankbar. Was unsere Unterbringung angeht, wohnten wir in einem so märchenhaften Viertel der Stadt namens Margarethenhöhe, dass jeder Gang zur Bahn morgens eine Vergnügung war. Uns hat Frau Martina Stommel sehr gut zu Gast aufgenommen. Sie war eine schöne und angenehme Gastgeberin, die sehr fürsorglich war und mit der wir überhaupt
keine einzelne Problemchen oder Schwierigkeiten hatten. Beim Frühstücken war es
immer Spaß einfach zusammen zu plaudern und zu lachen.

Am ersten Tag in der Redaktion waren wir sehr aufgeregt, neuer Ort, neue Menschen, aber die Neugier hat trotzdem gewonnen: allmählich gewohnten wir daran und einen Tag um den anderen kam das Gefühl immer näher, dass es uns gefiel, dort zu arbeiten und Mitglieder dieser gut und schnell funktionierten Systems zu sein. Wir haben nicht
nur viel Neues erlebt und erfahren, sondern hatten auch eine Möglichkeit, einen anderen Beruf anzuprobieren und unsere Kräfte und Fähigkeiten im Nebenbereich des Dolmetschens und Übersetzens zu üben. Besonders schön fanden wir, als unsere Mitarbeiter schwierige und interessante Aufgaben vor uns stellten, zum Beispiel, eine Meldung zu verkürzen oder sogar selbst zu schreiben. Natürlich wurden unsere Arbeiten überprüft, aber wie viel Freude wir hatten, wenn ein Artikel gelungen war…ist richtig schwer zu beschreiben. Alle waren sehr freundlich und hilfsbereit, haben uns vieles über Redaktion, den Journalismus, ihren eigenen Aufgaben erzählt und erklärt. Es war ein großer Spaß, in der solchen Belegschaft mitzuarbeiten. Einmal ist es einer von uns sogar gelungen, ein echtes Interview mitzuerleben und dabei zu assistieren. Insgesamt ließ das Praktikum in der Redaktion unvergessliche Erfahrung und positive Gefühle.

Leider fehlten uns ein bisschen Kenntnisse über die richtigen Formen des Schreibens und den Journalismus insgesamt, weil wir ein Nebenbereich erlernen. Manchmal schienen die einfachsten für Journalisten Sachen uns schwierig, aber wir waren immer neugierig und bereit, Neues zu lernen. Einige Momente haben für uns Seminare in der Medien-Akademie geleuchtet, zum Beispiel, wie man eine Reportage oder Rezension schreiben, ein Interview vorbereiten soll, welche Rechte und Pflichten Journalisten haben usw., weil sich viele Sachen in Deutschland von denen in Russland unterscheiden. Im Rahmen dieser Stunden beschäftigten wir uns sowohl mit theoretischen, als auch mit praktischen Aspekten des journalistischen Berufs, und dadurch haben wir viel Neues für uns entdeckt. Zum Beispiel, war einmal die buddhistische Meditation ein Thema für unsere Reportage. Keine von uns probierte das in ihrem Leben hervor, deswegen wurde ein Besuch des buddhistischen Zentrums Essen eine spannende und alle Klischees vertreibende Erfahrung…witzig, nicht wahr
(in Deutschland angekommen und asiatische Meditationskunst ausprobiert)? Überhaupt waren die Aufgaben für Seminare immer etwas Besonderes und ließen uns unsere Kreativität ausdrücken. Die Professoren in der Medien-Akademie unterrichteten prima, und was uns bewunderte, war die Tatsache, dass die Menschen, die uns journalistischen Fähigkeiten und Fertigkeiten beibrachten, nicht nur wirkliche Profis in ihrem Fach waren, sondern auch tätige Journalisten waren, die für weltberühmte Zeitungen, wie «WAZ», «Süddeutsche Zeitung» oder «Zeit», schrieben. Kaum hätten wir solche Möglichkeit in Russland, die wirklichen Fachleute des weltweiten Journalismus kennen zu lernen.

Unsere Freizeit widmeten wir auch weiterer Bekanntschaft mit der Stadt Essen und Deutschland. Fast sofort haben wir selbst Zollverein und Museum Folkwang mit Frau Küpper und der Kunsthistorikerin Frau Mönig besucht. Am 11. November, als sich die ganze Welt an die Ereignisse des Ersten Weltkrieges erinnerte, nahmen wir an der Veranstaltung teil, die der Zusammenarbeit und der gemeinsamen Erinnerungen der Partnerstädte Essens (Nischni Nowgorod, Grenoble, Sunderland, Tampere und Zabrze) gewidmet war. Nach der Veranstaltung lud uns Frau Lachhein zu ihr zu Gast ein, wo wir
einen wunderschönen Abend zusammen verbracht haben. Sie hat uns nicht nur ihre Kochkunst dargestellt, sondern auch haben wir lange über Traditionsunterschiede zwischen Russland und Deutschland, Literatur und Übersetzen gesprochen, sie hat uns auch mit der Wahl der Texte für unsere Jahresarbeiten in der Universität geholfen. Es war zu sehen, wie sie sich ganz der Arbeit in der Deutsch-Russischen Gesellschaft und der Zusammenarbeit unserer Städte widmet, und wie viel Kraft sie für solche Praktikantinnen, wie wir, und andere Leute, die auch an dem Kulturaustausch beteiligt sind, ausgibt. Noch einmal möchten wir ihr dafür herzlich danken. Am 17. November haben wir mit Frau Leyhe einen Ausflug nach Münster
unternommen, dabei besichtigten wir die Sehenswürdigkeiten (u.a. den Saal, wo der Friedensvertrag nach dem 30-jährigem Krieg unterschrieben war) und probierten die dortigen Spezialitäten. Eine mittelalterlich romantische Reise zum Schloss Burg an der Wupper und unvergessliche Eindrücke haben uns Herr und Frau Holl geschenkt. An anderen Wochenenden fuhren wir selbst nach Amsterdam und Paris, die noch eine schöne Beilage zu unserem Abenteuer in Deutschland wurden.

Dank diesem Praktikum haben wir viele tolle Menschen kennen gelernt, die mit uns ihr schönes Heimatland teilen wollten, und mehr als «viel» über den Beruf des Journalisten erfahren, viel selbst ausprobiert und versucht, was wir vorher noch nie gemacht hatten und wovon nur träumen konnten. Aber am besten, was uns gelungen ist, ist das Selbstvertrauen und weitere Wünsche nach neuen Kenntnissen und Erfahrungen nicht nur im Rahmen des eigenes Berufes, sondern in unserer großartigen Welt. Wir möchten uns noch einmal bei Allen, die an der Organisation des journalistischen Praktikums
beteiligt sind, bedanken, weil ihre Arbeit anderen Menschen hilft, etwas Neues für sich zu entdecken und Kontakte zwischen einander (auch zwischen Völkern) zu unterhalten. Schweren Herzens verließen wir Deutschland, aber in der Hoffnung auf schöne Fortsetzung unserer deutsch-russischen Beziehungen. Wir sind allen Vertretern der Deutsch-Russischen Gesellschaft unendlich dankbar, dass wir diese Möglichkeit hatten, sie und die Stadt Essen kennen zu lernen, und wünschen ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit und viel Erfolg in ihrer Arbeit zu haben.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Anna Muraveva und Aleksandra Loginova